Umweltfaktoren wie Feinstaub, Lärm, Hitze und Umweltgifte erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die weltweit häufigste Todesursache erheblich. Eine Übersichtsarbeit eines internationalen Forschungsteams zeigt, dass diese Belastungen besonders schädlich sind, wenn sie kombiniert auftreten. Die WissenschaftlerInnen betonen, dass die Gesamtheit der Umweltfaktoren und ihre Wechselwirkungen – das sogenannte multimodale Exposom – bei der Entwicklung von Präventionsmaßnahmen stärker berücksichtigt werden sollte.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz sind weltweit die häufigste Todesursache und verursachen in Deutschland etwa 40 Prozent aller Todesfälle. Neben bekannten Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen oder Bewegungsmangel spielen Umweltbelastungen eine zunehmend beachtete Rolle. Verkehrslärm aktiviert Stresshormone, stört den Schlaf und führt zu Bluthochdruck sowie Gefäßentzündungen. Ultrafeine Staubpartikel gelangen über die Lunge in den Blutkreislauf, fördern oxidativen Stress und begünstigen Arteriosklerose. Hitzewellen, verstärkt durch städtische Hitzeinseln, belasten besonders ältere und herzkranke Menschen und erhöhen das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Schadstoffe wie Pestizide, Schwermetalle und langlebige Chemikalien aus Boden und Wasser gelangen über Nahrung und Trinkwasser in den Körper, verstärken Entzündungen und beeinträchtigen die Gefäßfunktion.
Besonders kritisch ist die Kombination dieser Belastungen, da sie die schädigenden Effekte verstärkt. Lärm potenziert die Wirkung von Luftschadstoffen, und Hitze verstärkt vaskuläre Schäden durch Toxine. Diese Wechselwirkungen führen zu biologischen Prozessen wie oxidativem Stress und Endotheldysfunktion, die Vorstufen von Herzinfarkt und Schlaganfall sind. Das Konzept des multimodalen Exposoms bietet einen Ansatz, diese komplexen Zusammenhänge über das Lebensalter hinweg zu analysieren, um gezielte Präventionsstrategien zu entwickeln. Strengere Umwelt- und Lärmschutzgesetze, nachhaltige Stadtplanung und grüne Infrastruktur könnten die Belastungen durch Umweltstressoren reduzieren. Das Forschungsteam umfasst Experten aus Mainz, Kopenhagen, München, Barcelona, Edinburgh und Boston.
Originalpublikation
Münzel T, Kuntic M, Lelieveld J, Daiber A et al. A comprehensive review/expert statement on environmental risk factors of cardiovascular disease. Cardiovascular Research 2025. https://doi.org/10.1093/cvr/cvaf119
Lesen Sie auch
Pestizide belasten flächendeckend Gebiete vom Oberrhein bis in die Höhenlagen | Pugnalom
Entdecke mehr von Pugnalom
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

