Die UN-Verhandlungen im August 2025 mögen zumindest eine Zeitlang das weltweite Plastikproblem ins Bewusstsein gerückt haben, von einer globalen Lösung aber ist die Menschheit weit entfernt. Ohne eine radikale Kursänderung wird die Menge und Toxizität von Plastik sowohl in der Umwelt als auch in Mensch und Tier weiterhin exponentiell steigen.

Wir haben einige Zahlen und Fakten zusammengetragen, die für sich sprechen:
Produktion: ungebremstes Wachstum
400 Millionen Tonnen Plastik wurden 2022 weltweit produziert. Davon stammten nur etwa neun Prozent aus Recyclingprozessen. 98 Prozent der Neuware basieren weiterhin auf fossilen Rohstoffen. Die globale Produktion wird sich nach wissenschaftlichen Prognosen bis 2050 verdoppeln und bis 2100 voraussichtlich mehr als verdreifachen – sofern sich die Trends der letzten Jahrzehnte fortsetzen.
Müllmengen in den Ozeanen
40 Prozent des Plastikmülls werden deponiert, 51 Prozent werden verbrannt oder unsachgemäß „entsorgt“.
Pro Jahr gelangen etwa 16 Millionen Tonnen Plastik in die Meere. Ohne radikalen Wechsel steigt diese Menge bis 2045 auf 23 Millionen Tonnen pro Jahr.
Selbst bei einem sofortigem Stopp der Neueinträge würde die Gesamtmenge im Meer ausgehend von 263 Millionen Tonnen (2015) bis 2060 auf mindestens 1,2 Milliarden Tonnen anwachsen – weil das bereits im Meer vorhandene Plastik weiter zerfällt.
Die größten Müllstrudel der Ozeane lassen sich eindrucksvoll mit Ländern vergleichen und bestehen überwiegend aus Plastik:
Great Pacific Garbage Patch (GPGP/Nordpazifik): ca. 1,6Mio Quadratkilometer Fläche, was der 4,5fachen Fläche Deutschlands und der dreifachen Fläche Frankreichs entspricht. 99 Prozent des Mülls besteht aus Plastik. Schätzungen sprechen von rund 100.000–120.000t Plastikmüll, verteilt auf über 1,8 Billionen Einzelteile.
Es gibt fünf große Ozeanwirbel mit Müllteppichen, mit einer Fläche von jeweils mehreren 100.000 Quadratkilometern.
Nicht auf den ersten Blick sichtbare Unmengen an Plastik befinden sich am Meeresboden; geschätzt auf 11Mio Tonnen.
Mikro- und Nanoplastik: Plastikteile im Gehirn, Blut, Gewebe
Plastikpartikel wurden bereits in Muttermilch, Blut, Leber, Niere und in menschlichen Gehirnen nachgewiesen:
- Autopsiestudien zeigten 2024 durchschnittlich 6g Plastik im menschlichen Gehirn: das entspricht etwa 0,5 Prozent der Hirnmasse.
- Bei Demenzkranken fand man bis zu 30g, also das Zehnfache.
- Die Belastung mit Mikroplastik ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen – Hirn-Gewebeproben von 2024 enthielten rund 5μg Plastik/g im Vergleich zu 3,3μg/g 2016.
- Nanoplastik ist dabei besonders gefährlich, weil es die Partikel Blut-Hirn-Schranke wie Viren überwinden kann.
- Mikro- und Nanoplastik werden als Mitverursacher von Entzündungsreaktionen, Gewebeschäden und neurologischen Defiziten diskutiert.
Deutschland und Plastikmüll
- 41kg Plastikmüll pro Kopf und Jahr
- Umwelteintrag von Mikroplastik: 4kg pro Person
Prognose: Entwicklung bis 2035, 2050, 2100
Plastikproduktion
Mariner Plastikmüll
Mikro- und Nanoplastik im Menschen
Zwischen 2016 und 2024 Anstieg um 50 Prozent. Es gibt keine Anzeichen für eine Art Sättigung oder eine effiziente Ausscheidung; eine Anreicherung ist wahrscheinlich.
Quellen/zum Weiterlesen
GET (2025): Mikroplastik-Anstieg im Meer wird unterschätzt | Bioökonomie.de
Bioaccumulation of microplastics in decedent human brains | Nature Medicine
Evidence that the Great Pacific Garbage Patch is rapidly accumulating plastic | Scientific Reports
Plastic waste inputs from land into the ocean | Science
Discovery and quantification of plastic particle pollution in human blood – ScienceDirect
Evaluating scenarios toward zero plastic pollution | Science
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