Botanische Gärten sind auch im Winter einen Besuch wert

Durch | Februar 13, 2025

Die Heinrich-Heine-Universität (HHU) Düsseldorf lädt in ihren botanischen Garten ein, der bis Ende Februar von Montag bis Freitag und ab März täglich bis 18 Uhr geöffnet hat. Gerade im Winter gebe es Einiges zu entdecken, das während der Frühlings- und Sommermonate durch Laub und Blütenpracht versteckt sei. Den BesucherInnen steht ein kostenfreier Audioguide auf Deutsch und Englisch zur Verfügung, der sie auf Rundgängen zu allen Besonderheiten führt. Darüber hinaus werden Vortrags- und Führungsprogramme angeboten.

Credits: Arne Claussen, HHU
Credits Arne Claussen HHU

Beispielsweise präsentieren sich die üppigen Misteln (Viscum album) an der großen Pappel (Populus) südlich des Kuppelgewächshauses. „Die Misteln sind zwar beeindruckend, doch leider schwächen sie auch ihre Wirtsbäume“, so Dr. Sabine Etges, wissenschaftliche Leiterin des Botanischen Gartens der HHU. Sie ergänzt: „Unsere Pappel hat für einen solchen Baum schon ein stattliches Alter, sie werden – etwa im Vergleich zu Eichen – in der Regel nicht so alt.“

Der Winter ist die Zeit der Nadelbäume, die im vollen Grün stehen, wenn die Laubgehölze kahl sind. An der Kaukasus-Fichte (Picea orientalis) fallen die rotbraunen markanten Zapfen auf. Für Zapfen mag der Unkundige auch die dunklen, kugeligen Objekte halten, die an der Fichte in der Kaukasus-Abteilung hängen: Gallen, die von der Blattlaus Dreyfusia prelli hervorgerufen werden.

Ein besonderer Nadelbaum steht im Kuppelgewächshaus, es ist die sehr seltene Wollemie (Wollemia nobilis). Im Botanischen Garten kam es 2020 zu einer kleinen Sensation: Der Baum entwickelte erstmals runde weibliche Zapfen, was bisher nur an wenigen anderen Standorten beobachtet werden konnten. Und wer schon mal in der Kuppel ist, sollte sich unbedingt die Drachenbaum-Agave (Agave attenuata) anschauen: Ihr Trieb, in einem Kranz von Blättern, sieht fast schon abstrakt aus.

Wieder draußen im Garten empfiehlt sich der Weg in die Nutzpflanzenabteilung. „Wir wollen hier in Düsseldorf die Pflanzen in allen ihren Stadien zeigen: vom Keim über die Blüte und Reife bis hin zu ihrem Vergehen, aus dem wieder neues Leben entsteht“, erläutert Etges. Dies ist besonders gut an den verschiedenen Gemüsen zu sehen, die einem nach der Erntezeit auf dem Feld nicht mehr begegnen.

An einem kalten Regentag besonders augenfällig sind die Kohlpflanzen, auf deren Blättern sich viele runde Wassertropfen finden. Dies resultiert aus dem sogenannten Lotuseffekt: Die Blätter besitzen auf ihrer Oberfläche eine regelmäßige Mikrostruktur, wegen der Wasser abperlt und die Blätter nicht benetzt. Laufen die Tropfen ab, nehmen sie gleich den Schmutz mit und halten die Blätter so sauber – die Ursache für die sprichwörtliche Reinheit der namensgebenden Lotusblume (Nelumbo).

Auch manche Blüten halten sich noch bis in den Winter, so wie die der Rosen (Rosa), von denen noch einige neben ihren Hagebuttenfrüchten zu finden sind. Doch auch die vertrockneten Blüten können einen Blick wert sein, wie die kugeligen Blütenstände des Russel-Brandkrauts (Phlomis russeliana). Deutlich zu erkennen sind die pergamentartigen Kelche, die von den einzelnen Blüten übriggeblieben sind.

Der Winter ist die Zeit der Gewöhnlichen Stechpalme (Ilex aquifolium). Ihre leuchtend roten Steinfrüchte stechen schon aus der Entfernung ins Auge. Am Standort finden sich verschiedene Stechpalmenpflanzen. Nur die weiblichen Pflanzen haben Früchte. Die männlichen Pflanzen erkennt man erst, wenn sie im Mai und Juni blühen. Ihre Blüten haben nur Staubblätter.

Und schließlich ist auch noch einiges Getier im Garten unterwegs. Durch die Bäume huschen Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), Vögel suchen die verschiedenen Futterstellen auf. Wer Glück hat, sieht dort einen Buntspecht (Picoides major).

Über den botanischen Garten der HHU

Der rund acht Hektar große botanische Garten wurde 1979 eröffnet. Er dient der Bevölkerung ganzjährig als Stätte der Bildung und Erholung, der Pflanzenforschung und der Studierendenausbildung an der HHU. Die umfangreichen, größtenteils öffentlichen Pflanzensammlungen werden als Arbeits- und Anschauungsmaterial für Forschung und Lehre vor allem in der Biologie und der Pharmazie genutzt.

Ein besonderer Schwerpunkt des Düsseldorfer botanischen Gartens ist die sogenannte Kalthauskultur. In ihrem Zentrum steht das Wahrzeichen des Gartens, das 1.000 Quadratmeter große Kuppelgewächshaus mit einer Höhe von 18 Metern – im Jahr 2025 wird es 50 Jahre alt! Es beherbergt Pflanzen des Mittelmeerraums und der Kanaren, aber auch solche aus Ozeanien, Asien und Amerika.

In den Jahren 2004 und 2008 wurde die Einrichtung um drei neue Gebäude erweitert, die Orangerie, das Südafrikahaus und einen Forschungsgewächshauskomplex. Neben dem großen Sammlungs- und Forschungshaus und den Versuchsflächen betreibt der Botanische Garten auch die hochmodernen Forschungsgewächshäuser auf dem Dach des Biologie-Neubaus.

Die im botanischen Garten zu entdeckende Pflanzenwelt ist äußerst vielfältig. Dort finden sich höchst seltene Pflanzen wie die Wollemie, von denen im Ursprungsland Australien nur circa 100 ausgewachsene Exemplare wild in einem sehr kleinen, gut geschützten Gebiet vorkommen. In Düsseldorf wird damit ein Beitrag zur Erhaltung bedrohter Arten und zur Sicherung der Biodiversität geleistet.

Unterstützt wird die Arbeit durch den Freundeskreis Botanischer Garten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf e.V., mit dessen Hilfe bereits viele Projekte realisiert werden konnten.

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