Analyse: Die Nutzung der Ozeane durch die USA und ihre Umweltauswirkungen

Durch | April 27, 2025

Die Ozeane bedecken rund 71 Prozent der Erdoberfläche und sind von zentraler Bedeutung für das globale Klima, die Biodiversität und die menschliche Wirtschaft. Die Vereinigten Staaten, mit ihrer ausgedehnten Küstenlinie entlang des Atlantiks, Pazifiks und des Golfs von Mexiko, gehören zu den größten Nutzern maritimer Ressourcen. Diese Nutzung umfasst Fischerei, Schifffahrt, Offshore-Energieproduktion, Tourismus und Tiefseebergbau, hat jedoch erhebliche ökologische Folgen. Dieser Bericht beleuchtet die verschiedenen Formen der Ozeannutzung durch die USA, ihre Umweltauswirkungen und die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die diese Prozesse untermauern, basierend auf Peer-Review-Studien und aktuellen Statistiken aus den Jahren 2024 und 2025.

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1. Fischerei und Aquakultur

Die Fischerei ist eine der ältesten Formen der Ozeannutzung in den USA. Laut der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) erwirtschaftete die kommerzielle Fischerei 2023 etwa 5,5 Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, mit einem Wert von rund 6,3 Milliarden US-Dollar. Alaska ist dabei der wichtigste Bundesstaat, der über 60 Prozent der gesamten Fischereierträge liefert, insbesondere Lachs, Kabeljau und Krabben. Doch die intensive Fischerei hat erhebliche ökologische Konsequenzen. Überfischung hat in der Vergangenheit zahlreiche Fischbestände geschwächt, obwohl die USA durch den Magnuson-Stevens Act (1976) strenge Regulierungen eingeführt haben, um nachhaltige Fischerei zu fördern. Eine Studie in Nature Sustainability (2024) zeigt, dass etwa 15 Prozent der Fischbestände in US-amerikanischen Gewässern weiterhin überfischt sind, obwohl Fortschritte bei der Erholung einiger Arten wie dem Roten Schnapper erzielt wurden.

Die Grundschleppnetzfischerei, die in den USA vor allem in der Beringsee und im Golf von Mexiko eingesetzt wird, hat besonders gravierende Auswirkungen. Eine Untersuchung im Fachjournal Nature (2024) belegt, dass diese Methode den Meeresboden aufwühlt und dabei gespeicherten Kohlenstoff freisetzt, der in Form von CO₂ ins Wasser gelangt. Dies trägt zur Versauerung der Ozeane bei, was wiederum kalkbildende Organismen wie Korallen und Muscheln schädigt. Die Studie schätzt, dass die Grundschleppnetzfischerei in den USA jährlich etwa 1,5 Millionen Tonnen CO₂ freisetzt – ein Wert, der mit den Emissionen der globalen Luftfahrtindustrie vergleichbar ist.

Auch die Aquakultur, die in den USA in den letzten Jahren stark gefördert wurde, birgt Risiken. Offshore-Aquakulturanlagen, insbesondere für Lachs und Garnelen, führen zu Nährstoffeinträgen ins Meer, die Eutrophierung und Algenblüten verursachen können. Eine Analyse im Journal of Environmental Management (2024) hebt hervor, dass Aquakulturanlagen in der Chesapeake Bay durch überschüssiges Futter und Fischkot die Wasserqualität verschlechtern, was lokale Ökosysteme belastet.

2. Offshore-Energieproduktion

Die USA sind ein bedeutender Akteur in der Offshore-Energiegewinnung, sowohl bei fossilen Brennstoffen als auch bei erneuerbaren Energien. Die Förderung von Öl und Gas im Golf von Mexiko macht etwa 15 Prozent der gesamten US-amerikanischen Ölproduktion aus, mit über 1,7 Millionen Barrel pro Tag (2024). Diese Aktivitäten haben jedoch schwerwiegende Umweltfolgen. Unfälle wie die Deepwater Horizon-Katastrophe 2010, bei der rund 4,9 Millionen Barrel Öl ins Meer gelangten, haben langfristige Schäden an marinen Ökosystemen verursacht. Eine aktuelle Studie in Environmental Science & Technology (2025) zeigt, dass selbst im regulären Betrieb Ölplattformen Chemikalien und ölhaltige Abwässer ins Meer einleiten, die die marine Biodiversität gefährden. Besonders betroffen sind Meeressäuger wie Delfine, deren Populationen im Golf von Mexiko seit 2010 um bis zu 50 Prozent zurückgegangen sind.

Gleichzeitig investieren die USA stark in Offshore-Windenergie, mit dem Ziel, bis 2030 30 Gigawatt Kapazität zu installieren. Projekte wie Vineyard Wind vor der Küste Massachusetts’ sind wegweisend, doch auch hier gibt es Umweltbedenken. Der Bau von Windparks erzeugt Unterwasserlärm, der Meeressäuger wie Wale stören kann. Eine Untersuchung in Marine Pollution Bulletin (2024) legt nahe, dass die Schallimpulse während der Bauphase Orientierungsprobleme bei Walen verursachen, was ihre Nahrungssuche beeinträchtigt. Dennoch wird die Offshore-Windenergie als umweltfreundlicher angesehen als fossile Brennstoffe, da sie keine direkten CO₂-Emissionen verursacht.

3. Schifffahrt und Plastikverschmutzung

Die Schifffahrt ist ein weiterer zentraler Aspekt der Ozeannutzung durch die USA. Häfen wie Los Angeles, Long Beach und New York gehören zu den verkehrsreichsten der Welt, mit einem Güterumschlag von über 200 Millionen Tonnen jährlich (2024). Die Schifffahrt trägt jedoch erheblich zur Umweltverschmutzung bei. Schwefel- und Stickoxidemissionen aus Schiffen verschlechtern die Luftqualität und gelangen über Niederschläge ins Meer, wo sie die Wasserchemie verändern. Eine Studie in Atmospheric Environment (2024) schätzt, dass Schifffahrtsemissionen in den USA jährlich etwa 50.000 Tonnen Stickoxide in die Ozeane eintragen, was zur Eutrophierung beiträgt.

Ein besonders drängendes Problem ist die Plastikverschmutzung. Laut einer Untersuchung im Fachjournal Science (2024) sind die USA einer der größten Verursacher von Plastikmüll in den Ozeanen, mit geschätzten 1,1 bis 2,2 Millionen Tonnen jährlich. Dies umfasst sowohl Makroplastik (wie Verpackungen) als auch Mikroplastik (z. B. aus Autoreifenabrieb oder Kosmetika). Plastikmüll gefährdet Meereslebewesen, die es verschlucken oder sich darin verfangen, und setzt bei der Zersetzung giftige Stoffe frei. Der WWF berichtet, dass allein im Pazifik jährlich Hunderttausende von Meerestieren durch Plastikmüll sterben, wobei die US-amerikanische Küste einen erheblichen Beitrag leistet.

4. Tourismus und Küstenentwicklung

Der Meerestourismus ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in den USA, insbesondere in Staaten wie Florida, Kalifornien und Hawaii. Laut Statista (2024) generierte der Küstentourismus 2023 etwa 130 Milliarden US-Dollar und schuf über 2,5 Millionen Arbeitsplätze. Doch die intensive Nutzung der Küstenregionen führt zu erheblichen Umweltproblemen. Der Bau von Resorts und Infrastruktur zerstört natürliche Lebensräume wie Mangroven und Korallenriffe, die als Puffer gegen Erosion und Stürme dienen. Eine Studie in Global Environmental Change (2024) zeigt, dass in Florida seit 1980 über 40 Prozent der Mangrovenwälder durch Urbanisierung verloren gegangen sind, was die Küsten anfälliger für Hurrikane macht.

Zudem verschärfen touristische Aktivitäten wie Kreuzfahrten die Umweltbelastung. Kreuzfahrtschiffe, die in US-amerikanischen Häfen starten, produzieren erhebliche Mengen an Abwasser und Müll. Eine Analyse der Environmental Protection Agency (EPA) (2024) schätzt, dass ein durchschnittliches Kreuzfahrtschiff täglich bis zu 80.000 Liter Abwasser ins Meer einleitet, was die Wasserqualität in Küstennähe verschlechtert.

5. Klimawandel und Ozeanversauerung

Die Ozeane spielen eine Schlüsselrolle im globalen Klimasystem, da sie über 90 Prozent der überschüssigen Wärme und etwa 30 Prozent des anthropogenen CO₂ absorbieren. In den USA sind die Auswirkungen des Klimawandels an den Küsten besonders spürbar. Die Meerestemperaturen vor der US-amerikanischen Küste haben 2024 Rekordhöhen erreicht, wie eine Studie in Advances in Atmospheric Sciences (2025) belegt. Die durchschnittliche Oberflächentemperatur lag 2024 um 1,29 °C über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts, was zu verstärkten Hurrikanen und Korallenbleiche führte. Besonders betroffen sind die Korallenriffe vor Florida und Hawaii, wo 2024 über 60 Prozent der Riffe gebleicht waren.

Die Ozeanversauerung, verursacht durch die Aufnahme von CO₂, stellt eine weitere Bedrohung dar. Eine Untersuchung in Nature Climate Change (2024) zeigt, dass der pH-Wert der Meeresoberfläche vor der US-amerikanischen Küste seit 1980 um 0,1 Einheiten gesunken ist. Dies beeinträchtigt kalkbildende Organismen wie Muscheln und Korallen, die für die marine Nahrungskette von zentraler Bedeutung sind. In der Chesapeake Bay, einer der produktivsten Fischereiregionen der USA, haben Muschelpopulationen aufgrund der Versauerung um 20 Prozent abgenommen.

6. Politische Maßnahmen und Herausforderungen

Die USA haben verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Umweltauswirkungen der Ozeannutzung zu mindern. Der Clean Water Act (1972) und der Ocean Dumping Act (1972) regeln die Einleitung von Schadstoffen ins Meer, während die NOAA und die EPA Programme zur Überwachung der Wasserqualität durchführen. Zudem hat die Biden-Regierung 2021 das Ziel ausgegeben, 30 Prozent der US-amerikanischen Meeresgebiete bis 2030 unter Schutz zu stellen, was den globalen Vorgaben der UN-Agenda 2030 entspricht. Derzeit stehen jedoch nur etwa 26 Prozent der US-amerikanischen Gewässer unter Schutz, was laut einer Studie in Conservation Biology (2024) nicht ausreicht, um die Biodiversität langfristig zu sichern.

Trotz dieser Bemühungen gibt es Herausforderungen. Die Durchsetzung von Umweltvorschriften ist oft unzureichend, insbesondere bei international operierenden Fischerei- und Schifffahrtsunternehmen. Zudem behindern wirtschaftliche Interessen, etwa in der Öl- und Gasindustrie, strengere Regulierungen. Eine Analyse im Journal of Policy Analysis and Management (2025) kritisiert, dass Lobbygruppen häufig die Umsetzung von Schutzmaßnahmen verzögern.

Fazit

Die Nutzung der Ozeane durch die USA ist vielfältig und wirtschaftlich bedeutend, birgt jedoch erhebliche Risiken für die marine Umwelt. Überfischung, Offshore-Energieproduktion, Schifffahrt, Plastikverschmutzung, Tourismus und der Klimawandel setzen die Ökosysteme unter Druck. Peer-Review-Studien und Statistiken zeigen, dass trotz Fortschritten bei der Regulierung und dem Ausbau erneuerbarer Energien die Umweltbelastungen weiterhin hoch sind. Um die Ozeane nachhaltig zu nutzen, sind strengere Vorschriften, internationale Zusammenarbeit und ein Umdenken in der Wirtschaftsweise erforderlich. Nur so können die USA ihrer Verantwortung als eine der größten Küstennationen gerecht werden und die Ozeane für zukünftige Generationen erhalten.


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LabNews: Biotech. Digital Health. Life Sciences. Pugnalom: Environmental News. Nature Conservation. Climate Change. augenauf.blog: Wir beobachten Missstände
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