In einem einzigartigen Seminar an der Technischen Universität Berlin haben Studierende der Landschaftsarchitektur die Bedeutung von Pflanzenwurzeln für grünere, widerstandsfähigere Städte untersucht. Das Seminar nutzte eine Methode aus dem frühen 20. Jahrhundert, entwickelt von der Botanikerin Lore Kutschera, bei der Wurzelsysteme vorsichtig freigelegt und gezeichnet werden, ohne die Pflanzen zu beschädigen.

Im Blockseminar „Crazy Roots“ arbeiteten über 30 TeilnehmerInnen unter der Leitung von Daniela Corduan, Dominic Wachs und Christine Guérard auf universitären Versuchsflächen, legten Wurzelsysteme frei und dokumentierten ihre Erkenntnisse zeichnerisch. Ziel war es zu verstehen, wie Pflanzen mit Trockenheit, Bodenverdichtung oder Nährstoffmangel umgehen, um dieses Wissen für die Stadtbegrünung zu nutzen.
Mit feinen Werkzeugen wie Pinseln analysierten die Studierenden die Reaktion von Wurzeln auf verschiedene Bodenbedingungen, was für die Landschaftsarchitektur von großer Bedeutung ist. Die Versuchsflächen stammten aus abgeschlossenen Forschungsprojekten zu artenreichen Regenwasser-Versickerungsmulden und biodiversen, pflegeleichten Pflanzkombinationen. Die Ergebnisse, festgehalten in Zeichnungen und Forschungstagebüchern, sollen in Doktorarbeiten einfließen und im kommenden Semester öffentlich ausgestellt werden.
Pflanzenwurzeln spielen eine Schlüsselrolle für klimaresiliente Städte, da sie Regenwasser versickern lassen, mit Bodenorganismen interagieren und die Gesundheit von Pflanzen sichern. Besonders bei Dach- und Fassadenbegrünungen entscheidet ihr Verhalten über den Erfolg. Die Studierenden lernten, den Wurzelraum in die Stadtplanung einzubeziehen, um langfristig lebensfähige urbane Räume zu schaffen. Das Seminar verknüpft forschungsbasierte Lehre mit praktischer Anwendung und zeigt, wie komplexe ökologische Zusammenhänge gestalterisch umgesetzt werden können. Es unterstreicht die Notwendigkeit, Pflanzen und ihre Lebensräume stärker in Bauprozesse und politische Entscheidungen einzubinden, um Städte nachhaltig zu gestalten.
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