Die französische Professorin Corine Pelluchon wird mit dem Dr.-Leopold-Lucas-Preis für ihren Beitrag zur politischen Philosophie sowie ihren Einsatz für Demokratie, Umwelt und Tierwohl geehrt. Der Preis in Höhe von 50.000 Euro wird von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen in Gedenken an den jüdischen Gelehrten Leopold Lucas verliehen.

Die öffentliche Verleihung findet am Dienstag, 13. Mai 2025, um 17:15 Uhr in der Alten Aula der Universität Tübingen (Münzgasse 30, 72070 Tübingen) statt. Pelluchon wird die Preisrede zum Thema „Transzendenz, Ökologie, Demokratie. Unsere Ressourcen im Angesicht von Krisen“ halten.
Pelluchon ist Professorin für politische Philosophie und angewandte Ethik an der Université Gustave Eiffel in Paris. Sie wurde mit mehreren französischen und deutschen Wissenschaftspreisen ausgezeichnet und ist Ritter der französischen Ehrenlegion.
Pelluchons Werk vereint die Reflexion über die Grundlagen von Politik und Ethik mit konkreten politischen Handlungsvorschlägen, um Gerechtigkeit für Tiere, den Schutz der Umwelt und die Stärkung der Demokratie zu erreichen. Sie plädiert für eine neue Aufklärung, die den Menschen nicht allein als vernunftgesteuertes Individuum begreift, sondern auch als verletzliches, körperliches und in Beziehungen eingebundenes Wesen. Dieses Selbstverständnis soll das Bewusstsein für die Verbundenheit mit der menschlichen und nichtmenschlichen Mitwelt stärken und zu einem verantwortungsvollen Handeln im Sinne des Gemeinwohls führen.
Pelluchon erkennt Tiere als empfindsame Subjekte an und fordert umfassende Schutzrechte für sie ein. Gleichzeitig sieht sie den Schutz der Biosphäre als zentrales politisches Ziel, das eng mit sozialer Gerechtigkeit und demokratischer Teilhabe verknüpft ist. Sie schlägt praxisnahe Lösungen innerhalb pluralistischer Demokratien vor, ohne sich radikalen oder bevormundenden Positionen anzuschließen. Durch die Verknüpfung von Tierethik mit Fragen des Klimaschutzes und der sozialen Gerechtigkeit entwickelt Pelluchon ein umfassendes Konzept gesellschaftlichen Wandels.
Ihre Philosophie fordert ein Umdenken hin zu einem „Zeitalter des Lebendigen“, das ein friedliches und gerechtes Zusammenleben von Menschen und nichtmenschlichen Lebewesen in den Mittelpunkt stellt. Dabei verliert sie sich nicht in einem naiven Optimismus, sondern nimmt Sorgen und Ängste angesichts einer unsicher werdenden Welt ernst und will begründete Hoffnung auf eine Verbesserung stiften, heißt es in der Pressemitteilung.
Über den Dr. Leopold Lucas-Preis
Der Preis zeichnet Menschen aus, deren wissenschaftliches Werk die Beziehungen zwischen Menschen und zwischen Völkern fördert und sich um die Verbreitung des Toleranzgedankens verdient macht. Der Preis wurde 1972 von Generalkonsul Franz D. Lucas, Ehrensenator der Universität Tübingen, gestiftet. Anlass war der 100. Geburtstag seines Vaters, des jüdischen Gelehrten Dr. Leopold Lucas. Dieser wirkte als Rabbiner in Glogau und an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin. 1943 wurde er im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. Der zu seinem Gedenken gestiftete Preis wird jährlich von der Evangelisch-Theologischen Fakultät im Namen der Universität Tübingen verliehen. Er ist mit 50.000 Euro dotiert.
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