Zum Weltnichtrauchertag: Wie Zigaretten von der Produktion bis zur Kippe Schaden anrichten

Durch | Mai 30, 2025

Der ökologische Fußabdruck der Tabakindustrie ist enorm und umfasst die Entwaldung für den Anbau von Tabakpflanzen über die Pestizidbelastung der Flächen bis hin zu den Zigarettenstummeln, die Jahre überdauern und Böden, Wasser und Lebewesen schädigen.

Wir von Pugnalom haben einige Fakten zusammengetragen und setzen und dafür ein, dass die Macht der Tabakindustrie gebrochen wird und möglichst viele KonsumentInnen von Nikotinprodukten erkennen, dass ein Verzicht nicht nur gesundheitliche Vorteile bringt, sondern auch die Umwelt, und damit die Lebensgrundlage aller, schützen hilft.

Credits: rescriptt rescriptt, pexels
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Die Produktionsphase von Tabakprodukten ist ressourcenintensiv und umweltschädlich. Insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittleren Einkommen werden Wälder gerodet, um Tabak anzubauen und ihn zu trocknen. Zahlen aus den 1990er Jahren haben sie auf fünf bis 25 Prozent beziffert. In Kambodscha beispielweise werden 62 Prozent des geschlagenen Holzes für die sogenannte Flue-Curing-Methode verwendet, bei der die Blätter in Scheunen oder Trockenkammern aufgehangen und mittels indirekter Hitze getrocknet werden. Darüber hinaus betreiben die Tabakbauern in manchen Ländern, beispielsweise in Tansania, einen Wanderfeldbau, bei dem jede Saison neues Land gerodet wird: 96 Prozent der Entwaldung in Tansania ist auf diesen Wanderfeldbau zurückzuführen.

Die CO2-Emissionen sind beträchtlich: Die globale Tabakindustrie setzt etwa 31 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente frei, etwa die Hälfte der 66 Millionen Tonnen des Öl- und Energie-Giganten Chevron. Jede einzelne Zigarette trägt über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg mit 5,72 Gramm dazu bei; betrachtet man die Gesamtzahl der Zigaretten von rund 6,25 Billionen, sind das 39,4 Millionen Tonnen. Philip Morris International zum Beispiel meldete 2017 CO2-Emissionen von 229.116 Tonnen aus der Produktion und 434.460 Tonnen aus Stromverbrauch.

Hinzu kommt, dass Tabak eine nährstoffintensive Pflanze ist, die hohe Mengen an Stickstoff, Phosphor und Kalium braucht, was einen entsprechenden Düngemitteleinsatz oder den Wechsel der Anbauflächen erfordert. Zusätzlich erschöpfen Methoden zur Erhöhung des Ertrags und des Nikotin-Gehalts wie das sogenannte Topping, das Kappen der Triebspitzen, sowie das Entfernung von Seitentrieben den Nährstoffgehalt der Böden. Zusätzlich ist Tabak auf eine ausreichende Wasserversorgung angewiesen. Rein rechnerisch wird für jede einzelne Zigarette 3,7 Liter Wasser verschwendet – das sind global 22 Milliarden Kubikmeter Wasser.

Tabak wird in Monokultur angebaut; der Einsatz von Pestiziden ist umfangreich und umfasst alle Arten von Insektiziden über Herbizide bis hin zu Fungiziden – mit den entsprechenden Folgen für Gewässer und Böden. Selbst das in wohlhabenden Ländern verbotene DDT wird nach wie vor in Ländern mit niedrigerem Einkommen in großen Mengen und ohne Kennzeichnung verkauft. Besonders beschämend ist der Fakt, dass viele Tabakbauern Pestizide ohne jede Schutzausrüstung ausbringen. Entsprechend hoch ist die Anzahl jener Arbeiter, die unter Vergiftungssymptomen leiden: 26 Prozent in Kenia und 33 Prozent in Malaysia berichten über multiple Symptome.

Der Tabakanbau kontaminiert Gewässer und Böden. So gelangen unter anderem Aldicarb und Carbofuran, die beide in der EU verboten sind, in Gewässer und schädigen dort sämtliche Lebewesen. Ein Beispiel hierfür ist der Fluss Matamuhri in Bangladesch. Hier wird auf beiden Seiten eines 80 Kilometer langen Abschnitts Tabak angebaut. Die hoch toxischen Gifte gelangen dort direkt ins Wasser. Gleichzeitig verstärkt der „Cocktaileffekt“, die Kombination mehrerer Pestizide, die Toxizität.

Nicht nur die Produktion, auch die Entsorgung von Tabakprodukten hat eine katastrophale Ökobilanz. Allein Zigarettenstummel stellen erhebliche ökologische Gefahren dar. So können die weltweit pro Jahr anfallenden 4,5 Billionen (was einem Gewicht von etwa 770.000 Tonnen entspricht) bis zu 14 Jahre zur Zersetzung benötigen und geben toxische Stoffe frei. Zigarettenstummel enthalten rund je nach Quelle zwischen 4.000 und 7.000 verschiedene Stoffe, darunter Nikotin und Schwermetalle, Blausäure, Formaldehyd, polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, Cyanid, Ammoniak und Acetaldehyd. Negative Auswirkungen betreffen Chlorophyllgehalt und Wachstumsprozesse, zusätzlich zur Zytotoxizität und Mutagenität bei höheren Lebewesen.

Die Auswirkung auf aquatische Systeme sind gravierend und werden in zahlreichen Studien immer wieder belegt. Die hohe Mortalität betrifft Wirbeltiere, Mikroben, Algen, Plankton und Foraminiferen gleichermaßen. Subletale Effekte wurden weniger untersucht; sie betreffen Fortpflanzung, Verhalten und Physiologie.

Der Konsum von Tabakprodukten hat auch wirtschaftliche Folgen: Die Reststoffe verunreinigen das Abwasser und müssen aufwändig herausgefiltert werden. Eine Studie aus England beispielsweise untersuchte mehrere Standorte in Städten auf die Anzahl der Zigarettenabfälle und bezifferte deren Anteil auf 68 Prozent an 80 Prozent der untersuchten Orte. 40 Millionen Pfund kostet demnach allein die Entsorgung von Zigarettenresten. Auch für Deutschland gibt es eine Zahl: Allein in einer Kläranlage in Aachen fielen binnen eines Jahres rund acht Millionen Stück Zigaettenstummel an.

Hintergrund

Die Tabakindustrie verfügt über erhebliche Macht, die sich in ihrer wirtschaftlichen Stärke, politischen Einflussnahme und Marktdominanz zeigt. Diese Macht wird durch hohe Umsätze, intensive Lobbyarbeit und die Kontrolle über den Großteil des globalen Tabakmarktes deutlich. Zigaretten machen 81,6 Prozent des globalen Tabakmarktes aus. Eine Studie aus dem Jahr 2020 zeigte, dass die fünf größten transnationalen Tabakkonzerne (Philip Morris International, British American Tobacco, Altria Group, Japan Tobacco und Imperial Brands) in 90 Ländern einen kumulativen Marktanteil von über 50 Prozent in vielen Ländern hatten.

Um ihre Macht zu festigen, finanziert die Tabakindustrie politische Kampagnen und beeinflusst die Gesetzgebung. Die Zahl der Lobbyisten wird in den USA auf mindestens 950 geschätzt; 76,3 Prozent von ihnen sind ehemalige Regierungsangestellte.

globaler Markt: 886 Milliarden US-Dollar

Lobbyausgaben: rund 33 Millionen US-Dollar

Werbeausgaben: 8,6 Milliarden US-Dollar

Zum Weiterlesen

WHO EMRO | Tobacco is poisoning our planet #TobaccoExposed | News | TFI

4.5 trillion cigarette butts are equal to 1.69 billion pounds of toxic trash

Environmental health impacts of tobacco farming: a review of the literature | Tobacco Control

The Tobacco Industry and Pesticide Regulations: Case Studies from Tobacco Industry Archives – PMC

An unnoticed issue: Organochlorine pesticides in tobacco products around the world – ScienceDirect

Perception of the Quality of Life of Tobacco Growers Exposed to Pesticides: Emphasis on Health, Hearing, and Working Conditions – PMC

Adverse Effects of Pesticides Residues on Biochemical Markers in Pakistani Tobacco Farmers – PMC

A review on cigarette butts: Environmental abundance, characterization, and toxic pollutants released into water from cigarette butts – ScienceDirect

Tobacco and Deforestation Revisited. How to Move towards a Global Land-Use Transition?

Zimbabwe: Tobacco farming is ‘fueling deforestation’ – The Africa Report.com

Deforestation Rates by Country 2025

Tobacco use declines despite tobacco industry efforts to jeopardize progress

Plastic pollution from cigarette butts likely costs US$26 billion/year | BMJ


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