Klimaresiliente Auwälder: Flatterulme, Feldahorn, Wildbirne und Hybrid-Platane schneiden in Großversuch gut ab

Durch | Juli 29, 2025

Ein seit 2019 laufender Anbauversuch in Bayern und Baden-Württemberg untersucht alternative Baumarten für Auwälder, da Eschen und Ulmen durch Krankheiten ausfallen und der Klimawandel die Waldbewirtschaftung erschwert. Pugnalom fasst nachfolgend die bisherigen Ergebnisse kurz zusammen.

Credits: Christoph Josten, LWF, waldwissen.net
Credits Christoph Josten LWF waldwissennet

Auf 16 Versuchsflächen mit 6,1 Hektar in den Forstbetrieben Genderkingen, Kaisheim, Rastatt und Bühl wurden heimische Arten wie Feldahorn, Schwarzpappel, Wildbirne, Winterlinde und Flatterulme sowie nicht-heimische Arten wie Tulpenbaum und Hybrid-Platane gepflanzt. Die Stieleiche dient als Referenz. In Rastatt, einem Natura 2000-Gebiet, wurden nur heimische Arten verwendet. Die Flächen umfassen geräumte Bereiche und Altbestände mit reduziertem Überschirmungsgrad, gepflanzt auf quadratischen Parzellen mit standortgerechtem (autochthonem) Pflanzgut. Die Standorte liegen auf lehmigen bis schluffig-tonigen Böden der Hartholzaue, außer in Bühl, wo saure Gley-Böden mit längerem Wasserstau vorherrschen. Die Jahresdurchschnittstemperaturen betragen 9,4 °C an der Donau und 11 °C am Oberrhein, mit Niederschlägen von 700 mm bzw. 880 bis1.020 mm. In den letzten zehn Jahren stiegen die Temperaturen um 0,7 °C, während die Niederschläge abnahmen. Von etwa 17.000 gepflanzten Bäumen überlebten knapp 13.000, was einer Ausfallrate von 18 % entspricht. Die Flatterulme zeigte mit 3 % die geringsten Verluste, gefolgt von Wildbirne (5 %), Feldahorn (7 %) und Stieleiche (9 %). Höhere Ausfälle verzeichneten Hybrid-Platane (15 %), Schwarzpappel (29 %), Tulpenbaum (38 %) und Winterlinde (83 %).

Längere Überflutungen, Begleitvegetation und Verbiss durch Schalenwild (beeinflussten die Verluste, insbesondere bei der Winterlinde. Die Mortalität variiert regional, mit den niedrigsten Ausfällen in Kaisheim (7 %), gefolgt von Genderkingen (14 %), Rastatt (20 %) und Bühl (27 %). In Rastatt wurden chemischer Verbissschutz und intensive Bejagung eingesetzt, anders als an der Donau, wo Wuchs- und Netzhüllen verwendet wurden.

Ein dichter Kronenschluss (Überschirmung) erhöhte die Mortalität in Pappelbeständen an drei Standorten, während in Rastatt die Mortalität geringer war. In Eschenbeständen zeigte sich kein klarer Überschirmungseffekt. Die Schwarzpappel erreichte die höchsten Oberhöhen (bis 10 m am Rhein, über 6 m an der Donau), gefolgt von Hybrid-Platane (6,5–8,5 m), Feldahorn (5,7–6,8 m), Flatterulme (5,9 m), Wildbirne (4,4–5,8 m), Stieleiche (4,0–5,2 m), Tulpenbaum (3,4–5,0 m) und Winterlinde (2,8 m).

Der jährliche Höhenzuwachs stieg bei Schwarzpappel und Hybrid-Platane von 0,5 auf 1,1 m bzw. 0,3 auf 0,9 m, bei anderen Arten von 0,3 auf 0,5 m. Schwarzpappel, Platane, Tulpenbaum und Eiche wachsen meist wipfelschäftig, während Feldahorn, Wildbirne und Flatterulme häufiger Zwiesel aufweisen. Wildbirne und Winterlinde neigen zur Verbuschung, die Platane dagegen zeigt einen fortgeschrittenen Dichtschluss, das heißt, die Kronen benachbarter Bäume des Bestandes haben sich so weit entwickelt, dass sie sich berühren oder überlappen und somit eine geschlossene Kronenschicht bilden.

Einige Bäume, vor allem Feldahorn, Hybrid-Platane und Wildbirne, blühen bzw. tragen Samen. Schäden durch Dothichiza-Rindenbrand beeinträchtigen die Schwarzpappel an der Donau, begünstigt durch Trockenstress. Feldahorne in Genderkingen litten unter Mäusefraß, der Tulpenbaum unter Chlorose durch hohe Boden-pH-Werte. Flatterulme, Hybrid-Platane, Feldahorn und Wildbirne schneiden neben der Stieleiche gut ab und könnten als Mischbaumarten empfohlen werden. Die Schwarzpappel ist trotz hoher Mortalität für den Naturschutz relevant, da sie gefährdet ist und Insekten fördert. Tulpenbaum und Winterlinde sind aufgrund hoher Verluste weniger geeignet.

Die Forschenden nennen die Anlage der Versuchsflächen erfolgreich: Sie verzeichneten auf nur sechs von 240 Parzellen einen Totalausfall.

Die Ergebnisse bieten Waldbesitzern Optionen zur Risikostreuung und Optimierung von Biodiversität, Einkommen und Klimaschutz in Auwäldern.

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