Meeresboden: Drastische Auswirkungen menschlicher Aktivität bleiben jahrelang erhalten

Durch | Februar 11, 2025

Menschliche Nutzungen der Ostsee sind noch nach Jahren auf dem Meeresboden sichtbar und wirken sich erheblich auf den Lebensraum zahlreicher mariner Arten aus. Forschende der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel haben die südwestliche Ostsee mit hydroakustischen Methoden auf menschliche Spuren untersucht. Demnach weisen etwa 36 Prozent der erfassten Flächen Beeinträchtigungen des Meeresbodens durch menschliche Aktivitäten wie Grundschleppnetzfischerei, Schifffahrt oder Verklappungen auf. Die Ergebnisse, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Continental Shelf Research, werfen kritische Fragen zur ökologischen Widerstandsfähigkeit dieses marinen Lebensraumes auf.

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Die Analyse erstreckte sich über eine Fläche von 2.189 km2, vor allem in der Kieler Bucht, der Mecklenburger Bucht und der Flensburger Förde. „Die hydroakustischen Aufnahmen zeigen deutliche Veränderungen des Meeresbodens, die durch viele verschiedene menschliche Aktivitäten verursacht wurden“, sagt Giuliana Andrea Díaz-Mendoza, Erstautorin der Studie und Doktorandin in der Arbeitsgruppe Küstengeologie und Sedimentologie an der CAU. Mehr als 91 Prozent der erfassten menschlichen Einflüsse stammen demnach aus der Grundschleppnetzfischerei und von Muscheldredgen. Darüber hinaus konnten die Forschenden zahlreiche weitere anthropogene Spuren nachweisen, darunter Ankerspuren, Kabel, Pipelines, Gräben und auch unbekannte Strukturen. Besonders betroffen sind feinkörnige Sedimente, aber auch in sandigen, gemischten und grobkörnigen Sedimenten finden sich menschliche Strukturen.

Dabei wurden Daten aus verschiedenen Quellen zusammengestellt und durch eigene hochauflösende hydroakustische Kartierungen des Meeresbodens mit Fächerecholot und Seitensichtsonar ergänzt. Das Team verglich diese Daten mit bisher vorliegenden Aussagen über die südwestliche Ostsee.
„Bisherige regionale Bewertungen, die weitestgehend auf Informationen von Schiffsüberwachungssystemen basieren, können den tatsächlichen menschlichen Fußabdruck nicht zeigen“, erklärt Professor Dr. Christian Winter, Leiter der Arbeitsgruppe Küstengeologie und Sedimentologie und Betreuer des Promotionsprojektes. „Unsere hochauflösende hydroakustische Kartierung macht nun auch kleinste Störungen am Meeresboden sichtbar und unterstreicht die Bedeutung einer präzisen Datenerfassung“, so Winter weiter.

Die neue Studie führt zum ersten Mal alle Daten zur Beanspruchung des Meeresbodens in der südwestlichen Ostsee zusammen. Sie bilden nun eine Grundlage, um die weitere Entwicklung des Meeresbodens in Zukunft besser abschätzen zu können.

„Das Verständnis nicht nur der räumlichen Ausdehnung, sondern auch der langfristigen Auswirkungen physikalischer Belastungen des Meeresbodens ist unerlässlich, um ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen menschlichen Aktivitäten und der Stabilität der Meeresumwelt zu erreichen“, sagt Díaz-Mendoza abschließend. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen den weiteren Forschungsbedarf. Die aktuelle Studie wurde durch das Projekt „Menschliche Einflüsse auf den Meeresboden der südwestlichen Ostsee“ unterstützt, das von der Landesanstalt für Umwelt (LfU) in Schleswig-Holstein finanziert wurde.

Originalpublikation

Díaz-Mendoza, G. A., Krämer, K., von Rönn, G. A., Heinrich, C., Schwarzer, K., Reimers H. and Winter, C.: Hotspots of human impact on the seafloor in the Southwestern Baltic Sea. Continental Shelf Research (2025). DOI: 10.1016/j.csr.2024.105362

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