Die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. ruft unter dem Motto „Jetzt geht`s ums Ganze – Jagd sichern, Natur bewahren!“ zu einer Großdemonstration am 30. Januar auf dem Schützenplatz in Hannover auf. Laut Mitgliedermagazin „Blattzeit“ sei es das erste Mal in der fast 75jährigen Geschichte des Vereins, dass das Präsidium zu dieser Form des Protestes auffordere. Allein das zeige, „was die Stunde geschlagen hat“, schreibt der Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, Helmut Dammann-Tamke.

Die niedersächsischen JägerInnen sollen eingeschworen werden, „gemeinsam gegen ideologisch motivierte Änderungen des Landesjagdgesetzes“ einzutreten. Radikale Tierrechtler versuchten, die „Gunst der Stunde“ zu nutzen, um nichts weniger „als die schleichende Abschaffung der Jagd“ voranzutreiben, schreibt Dammann-Tamke in seinem Aufruf. Der Eindruck wachse, dass „sich das Ministerium hier vor den Karren spannen lässt“ und rechnet „mit für die Jagdausübung in Niedersachsen folgenschweren Konsequenzen“.
Hintergrund
Die Landesjägerschaft Niedersachsen vereint rund 85 Prozent aller in Niedersachsen lebenden JagdscheininhaberInnen – das sind rund 57.000 Mitglieder. Bundesweit gab es 2022 403.420 Jägerinnen und Jäger mit gültigem Jagdschein. Diese Zahl stellte einen neuen Rekord dar: Allein von 2021 auf 2022 machten 6.006 Frauen und Männer mehr ihren Jagdschein. Im Vergleich zu 2011/12 ist die Anzahl der Jagdscheininhaber in Deutschland um über 51.000 gestiegen. Schon allein aufgrund ihrer Zahl stellen die JägerInnen in Deutschland eine mächtige Lobby dar. Dazu kommt, dass sie im Bundestag etwa neunfach überrepräsentiert sind. Während weniger als 0,5 Prozent der deutschen Bevölkerung einen Jagdschein besitzen, gaben 2019 etwa 4,23 Prozent der Bundestagsabgeordneten an, Jagd sei ihr Hobby. Gerade Vertreter von CDU/CSU und FDP wenden sich regelmäßig gegen mehr Tierschutz im Jagdgesetz. 2021 hatte die große Koalition aus CDU/CSU und SPD eine Reform des veralteten Bundesjagdgesetzes von der Agenda genommen. Und die bis November 2024 regierende Ampel-Koalition hatte das Thema seinerzeit nicht in den Koalitionsvertrag aufgenommen; FDP-Vorsitzender Christian Lindner ist bekennender und aktiver Jäger.
Um markige Sätze ist die Jägerschaft nie verlegen, wenn es um die Bewahrung ihrer Pfründe geht. Nur – was genau soll sich eigentlich ändern, und was genau steht zur Disposition? Im „Aufruf zur Demo“ des LJN-Mitgliedermagazins ist dazu nichts zu finden. Pugnalom wird sich deshalb in den folgenden Tagen den einzelnen Punkten widmen, das Für und Wider beleuchten und den Aufruhr unter den (niedersächsischen) Jägern einordnen.
DIE EINZELHEITEN
Das novellierte Niedersächsische Jagdgesetz (NJagdG) soll einen stärkeren Fokus auf Tierschutz-Aspekte legen und ökologische, wildbiologische und ethische Kriterien berücksichtigen.
Generell kann die Landesjägerschaft Niedersachsen gegen diese Aussage nichts haben – betont sie doch in jeder Debatte, auf der Seite der Natur zu stehen. Immerhin ist der Deutsche Jagdverband (DJV) als Dachverband gemäß § 63 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) als staatlich anerkannte Naturschutzvereinigung eingestuft; gleiches gilt für die einzelnen Jägerschaften in den Bundesländern.
Und dies sind die geplanten Neuerungen:
- Verbot der Ausbildung von Jagdhunden an lebenden Wildtieren, einschließlich Saugatter, Schliefenanlagen und Gewässertraining mit flugunfähigen Enten.
- Einführung einer Duldungspflicht für Wildrettungsmaßnahmen, wenn Jagdausübungsberechtigte nicht rechtzeitig handeln.
- Streichung der Nutria von der Liste der jagdbaren Arten.
- Verbot des Tötens und Fangens von wildernden Hunden und Katzen.
- Verbot von Fanggeräten, die unmittelbar töten.
- Verbot der Jagd auf Raubwild an Naturbauten.
- Abschaffung des Abschussplans für Rehwild und Hegeschauen.
- Verbot von Jagdgehegen nach einer Übergangsfrist von 5 Jahren.
- Einschränkungen bei der Verwendung von Aufbruch (= Eingeweide von erlegten Wildtieren) oder Teilen von Schwarzwild zum Kirren.
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