Wissenschaftler lösen das „Cocktailparty“-Rätsel der Fledermaus-Echolokation

Durch | April 3, 2025

Fledermäuse stoßen bekanntermaßen Töne aus, um ihre Umgebung zu scannen. Selbst wenn sie zu tausenden Tieren allabendlich ihre Höhlen verlassen, stoßen sie dennoch in diesem salopp als „Cocktailparty-Albtraum“ bezeichneten Gewirr an Tönen nicht zusammen. Bislang war WissenschafterInnen nicht klar, warum das so ist. Sie untersuchten zum Beispiel, wie Fledermäuse in Gruppen echolokalisieren. Im Labor beobachteten die Forschenden, dass einzelne Fledermäuse in einer kleinen Gruppe jeweils auf einer etwas anderen Frequenz echoloteten, was theoretisch die Störung verringern sollte. Aber war das die Antwort auf die Frage?

Credits: Maximilian Ruther, pexels
Credits Maximilian Ruther pexels

In der aktuellen Studie hatten die Wissenschaftsteams unter Leitung der Universität Tel Aviv Daten von wilden Fledermäusen gesammelt, die in der Dämmerung aus einer Höhle kommen. Sie nutzten eine Kombination aus Ultraschallaufzeichnung und sensomotorischer Computermodellierung, die es den Forschern ermöglichte, sich in die sensorische Welt der Fledermäuse hineinzuversetzen, während sich die Tiere aus der Höhlenöffnung herauszwängten und zur Futtersuche durch die Landschaft flogen.

Das Team untersuchte Große Mausohrfledermäuse im israelischen Hula-Tal. Über zwei Jahre hinweg markierten sie Dutzende von Fledermäusen mit leichten Peilsendern, die den Standort der Fledermäuse im Sekundentakt aufzeichneten. Einige dieser Sender enthielten auch Ultraschallmikrofone, die die akustische Szene aus der Sicht der einzelnen Fledermäuse aufzeichneten. Die Daten wurden jedes Jahr in derselben Nacht gesammelt, in der die Fledermäuse markiert wurden.

Die markierten Fledermäuse wurden außerhalb der Höhle und in die entstehende Kolonie freigelassen, was bedeutet, dass echte Daten an der Höhlenöffnung fehlen, wenn die Dichte am höchsten ist. Das Team füllte diese Lücke mit einem eigens entwickelten Computermodell, welches das Auftauchen simulierte. In das Modell flossen die von den Trackern und Mikrofonen gesammelten Daten ein, um die gesamte Verhaltenssequenz vom Höhleneingang bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Fledermäuse zwei Kilometer durch das Tal flogen, nachzustellen.

Das Bild, das sich dabei ergab, war bemerkenswert. Beim Verlassen der Höhle erleben die Fledermäuse eine Kakophonie von Rufen, wobei 94 Prozent der Echoortungen gestört werden. Doch innerhalb von fünf Sekunden nach dem Verlassen verringerten die Fledermäuse die Störung der Echoortung erheblich. Sie nahmen auch zwei wichtige Verhaltensänderungen vor: Erstens entfernten sie sich von dem dichten Kern der Kolonie, behielten aber die Gruppenstruktur bei, und zweitens stießen sie kürzere und schwächere Rufe mit höherer Frequenz aus.

Die Forschenden# vermuteten, dass die Fledermäuse die Störung verringern würden, indem sie sich schnell aus der Höhle entfernen. Aber warum stellen die Fledermäuse ihre Echoortung auf eine höhere Frequenz um? Würden mehr Rufe nicht nur das Problem der Störung und damit das Kollisionsrisiko erhöhen? Um dieses Ergebnis zu verstehen, mussten die AutorInnen die Szene aus der Sicht einer Fledermaus betrachten.

Fledermäuse ändern ihre Echoortung, um detaillierte Informationen über ihre Nachbarn zu erhalten – eine Strategie, die ihnen letztlich hilft, erfolgreich zu manövrieren und Kollisionen zu vermeiden.

Originalpublikation

Onboard recordings reveal how bats maneuver under severe acoustic interference | PNAS

Lesen Sie auch

Fledermäuse und ihre kognitive Leistungsfähigkeit: neue Forschungsergebnisse | Pugnalom

Windenergieanlagen verschlechtern den Zugang von Fledermäusen zu Gewässern in der Agrarlandschaft | Pugnalom


Entdecke mehr von Pugnalom

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Autoren-Avatar
LabNews Media LLC
LabNews: Biotech. Digital Health. Life Sciences. Pugnalom: Environmental News. Nature Conservation. Climate Change. augenauf.blog: Wir beobachten Missstände

Kommentar verfassen