650 Milliarden Euro bis 2045: Studie berechnet Investitionsbedarf in deutsche Stromnetze

Durch | Dezember 5, 2024

Seine Klimaziele kann Deutschland nur erreichen, wenn das Stromnetz massiv ausgebaut wird. Die jährlichen Investitionen müssen sich mehr als verdoppeln, zeigt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie.* Die Ergebnisse unterstreichen, wie zentral die Frage nach der Finanzierung des Netzausbaus für die künftigen Energiekosten in Deutschland ist.

Credits: pixabay
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Schon jetzt wird es eng im deutschen Stromnetz: Die Kosten für den Umgang mit Engpässen sind zwischen 2019 und 2023 von 1,3 auf über drei Milliarden Euro gestiegen. Ein wichtiger Grund dafür ist der zunehmende Anteil erneuerbarer Energie, die aus dem Norden in die Industriezentren im Süden gelangen muss. Welche Investitionen in das Netz nötig sein werden, um die Energiewende zu stemmen, haben Prof. Dr. Tom Krebs und Dr. Patrick Kaczmarczyk von der Universität Mannheim zusammen mit Dr. Tom Bauermann vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung untersucht. Das Ergebnis: „Die Dekarbonisierung der deutschen Wirtschaft erfordert bis 2045 einen massiven Aus- und Umbau der Stromnetzinfrastruktur, um unter anderem die Elektrifizierung von Verkehr, Industrie und Gebäuden zu bewältigen.“ Die Gesamtkosten taxieren die Ökonomen auf 651 Milliarden Euro. In den kommenden Jahren seien jeweils Investitionen von rund 34 Milliarden Euro nötig – 127 Prozent mehr als die 15 Milliarden Euro, die 2023 investiert wurden.

In ihrer Studie unterscheiden Bauermann, Kaczmarczyk und Krebs zwei Ebenen der Stromversorgung: Zum einen das Übertragungsnetz, in dem Strom auf Höchstspannungsebene quer durch Deutschland fließt. Zum anderen das Verteilnetz, das diesen Strom lokal an die Haushalte und Betriebe weiterleitet. Die Ökonomen analysieren die aktuellen Netzentwicklungspläne für beide Bereiche und rechnen die vorliegenden Daten teilweise hoch. In einem zweiten Schritt ihres Forschungsprojekts untersuchen sie derzeit, wie sich die Investitionen am besten finanzieren lassen. Ökonom Tom Krebs betont, dass es in diesem Schritt darum gehen wird, herauszufinden, wie der Ausbau möglichst günstig erfolgen kann, um die Stromverbraucher*innen nicht zu überfordern: „Darum werden wir die Implikationen der Kosten des Netzausbaus für Netzentgelte und Strompreise und Strategien zur Reduktion der Energiekosten analysieren.“ Christina Schildmann, Leiterin der Abteilung Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung, sagt dazu: „Es geht zum einen um bezahlbare Strompreise für die privaten Verbraucher*innen, zum anderen um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen energieintensiven Industrie und somit um die Zukunft vieler Industriearbeitsplätze. Für das Gelingen und die Akzeptanz der Energiewende sind zwei Dinge gleichzeitig nötig: hohes Tempo beim Netzausbau und Deckelung der Netzentgelte.“


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