Fischkiemen als Vorbild: Mikroplastik-Filter für Waschmaschinen

Durch | Dezember 7, 2025

Wissenschaftler der Universität Bonn haben einen neuartigen Filter vorgestellt, der Mikroplastik aus Waschmaschinen-Abwasser mit über 99 Prozent Effizienz entfernt. Das System orientiert sich am Kiemenreusensystem von Plankton fressenden Fischen wie Makrelen oder Sardellen und nutzt eine trichterförmige Siebstruktur, die Verstopfungen verhindert. Die Erfindung ist zum Patent angemeldet und wurde in der Zeitschrift „npj emerging contaminants“ veröffentlicht.

Symbolbild Credits Unsplash

Waschmaschinen gelten als eine der größten Quellen für Mikroplastik in der Umwelt. Ein Vier-Personen-Haushalt setzt pro Jahr bis zu 500 Gramm synthetische Fasern frei, die über das Abwasser in Kläranlagen und letztlich in Böden und Gewässer gelangen. Bestehende Filterlösungen verstopfen schnell oder erreichen keine ausreichende Rückhalterate. Das Bonner Team um Dr. Leandra Hamann und Dr. Alexander Blanke hat sich daher an der Natur orientiert.

Das Kiemenreusensystem bestimmter Fischarten arbeitet nach dem Prinzip der Querstromfiltration: Wasser strömt durch ein trichterförmiges Sieb aus Kiemenbögen und feinen Rechen, Plankton bleibt hängen und rollt durch die Trichterform Richtung Schlund, wo es geschluckt wird – das Sieb bleibt frei. Die Forscher übertrugen dieses Konzept auf einen Waschmaschinen-Filter: Eine trichterartige Struktur mit optimierter Maschenweite und Öffnungswinkel scheidet Plastikfasern ab, ohne dass sie sich festsetzen. Computersimulationen und Praxistests ergaben eine Rückhalterate von über 99 Prozent bei gleichzeitig hoher Durchflussmenge.

Das gesammelte Mikroplastik wird automatisch abgesaugt, kann zu Pellets gepresst und im Restmüll entsorgt werden. Der Filter enthält keine komplexe Mechanik und lässt sich kostengünstig herstellen. Er eignet sich sowohl für den Nachrüstmarkt als auch für die Integration in neue Gerätegenerationen.

Beteiligt waren neben der Universität Bonn das Fraunhofer-Institut UMSICHT. Die Arbeiten wurden vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt sowie dem Europäischen Forschungstrat (ERC) gefördert. Das Transfer Center enaCom der Universität Bonn und PROvendis kümmern sich um Schutz und Vermarktung. Die Forscher hoffen auf eine baldige Zusammenarbeit mit Herstellern, um die Verbreitung von Textil-Mikroplastik aus Haushalten spürbar zu reduzieren.

Quellen:


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Autor: LabNews Media LLC

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