Pflanzliche Proteine aus Soja, Erbsen, Algen oder Pilzen sind als Fleischalternativen beliebt, doch auch Rapsproteine könnten eine wertvolle Quelle sein. Forschende des Fraunhofer-Zentrums für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CBP) in Leuna zeigen mit dem EthaNa-Verfahren, wie aus Rapssaat neben hochwertigem Rapsöl ein proteinreiches Rapskernkonzentrat gewonnen wird. Dieses eignet sich hervorragend für Lebensmittel wie Burger-Patties und Pasta sowie als nahrhaftes Futtermittel für die Geflügelmast.

Rapssaat enthält etwa 20 Prozent Proteine, die in ihrer Zusammensetzung Milchproteinen ähneln und sich für Lebensmittel und Futtermittel eignen. Herkömmliche Heißpressung denaturiert jedoch die Proteine, und die entstehenden Rapsextraktionsschrote enthalten Fasern und Bitterstoffe, die ihre Verträglichkeit einschränken. Das Fraunhofer CBP nutzt eine Pilotanlage, die geschälte Rapskerne bei maximal 70 °C mit Ethanol als Lösemittel schonend verarbeitet. Dies erhält die Proteinstruktur und liefert ein Konzentrat mit über 50 Prozent Proteingehalt und weniger als 5 Prozent Restöl. Eine vorgeschaltete Schälanlage trennt die Kerne von den Schalen, wodurch Fasern und Bitterstoffe vermieden werden.
Im EU-Projekt Like-A-Pro überzeugte das Rapskernkonzentrat als Zutat für Pasta und Burger-Patties durch stabile Emulsionen, gute Konsistenz und ein ausgewogenes Aminosäureprofil, das essenzielle Aminosäuren in höherem Maße als Soja enthält. Auch als Futtermittel zeigt es Vorteile: Im Projekt NAPF, gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, wiesen Fütterungsversuche an der Universität Hohenheim eine hohe Proteinverdaulichkeit nach. Küken, die mit Rapskernkonzentrat gefüttert wurden, nahmen in 21 Tagen von 43 auf 1000 Gramm zu. Der Zusatz des Enzyms Phytase steigerte die Verdaulichkeit weiter, indem es Phytinsäuren abbaut und die Proteinaufnahme verbessert.
Das EthaNa-Verfahren ermöglicht eine ganzheitliche Nutzung von Raps, indem es hochwertiges Rapsöl, proteinreiches Konzentrat, Schalen für Dämmstoffe und Extraktstoffe für Pflanzenschutzmittel oder Kosmetik liefert. Dies erhöht die Wertschöpfung des heimischen Rapses, reduziert Importe von Soja aus Südamerika, wo Regenwälder abgeholzt werden, und fördert ein nachhaltigeres Ernährungssystem mit geringeren Treibhausgasemissionen.
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