Schutz der Zuckerrübe: BEET-Protect soll Schilf-Glasflügelzikade fernhalten

Durch | August 5, 2025

Forschende des Julius Kühn-Instituts erforschen im neuen Projekt, ob sich das Schadinsekt mit Duftstoffen von den Wirtspflanzen weglocken oder vertreiben lässt. Die Zuckerindustrie fördert das Vorhaben bis 2028 mit rund 940.000 Euro.

Bei der Elektroantennographie (EAG) strömt ein Mix flüchtiger Substanzen an den Antennen des jeweiligen Insektes vorbei. Ein Gerät registriert, worauf die Antennen reagieren. Dazu müssen z.T. die Antennen oder der Kopf des Insektes abgetrennt werden. Credits: Bruna Czarnobai, Julius Kühn-Institut
Bei der Elektroantennographie EAG strömt ein Mix flüchtiger Substanzen an den Antennen des jeweiligen Insektes vorbei Ein Gerät registriert worauf die Antennen reagieren Dazu müssen zT die Antennen oder der Kopf des Insektes abgetrennt werden Credits Bruna Czarnobai Julius Kühn Institut

Die Zuckerrübe und ihr heimischer Anbau werden aktuell durch zwei Bakterien bedroht. Die beiden Erreger (Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus und Candidatus Phytoplasma solani) nutzen dabei die Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus) als Taxi und ihre Saugtätigkeit als Eintrittspforte, um die Pflanzen zu infizieren. Die vormals eher harmlose Zikade ist seit fünf Jahren auf dem Vormarsch durch die Zuckerrübenanbaugebiete. Die Zikade ist nicht nur an Rüben interessiert. Auch an Kartoffeln kann sie sich vom Ei über Nymphenstadien zum erwachsenen Insekt entwickeln. Die mittransportierten Bakterien wurden inzwischen auch in Gemüsearten wie Rote Beete und Zwiebeln nachgewiesen, was nahelegt, dass die Zikade auch an diesen Kulturpflanzen saugt. Fieberhaft wird daher nach neuen Methoden gesucht, um das Schadinsekt gezielt an seiner Vermehrung und Verbreitung zu hindern bzw. es von den Pflanzen fernzuhalten, um der Infektion mit den Bakterien vorzubeugen. Hier setzt das neue Forschungsprojekt BEET-Protect an, welches am Julius Kühn-Institut in Dossenheim gestartet ist. Im Mittelpunkt stehen dabei so genannte Infochemikalien, das sind flüchtige Substanzen, die von Pflanzen aber auch von den Insekten ausgesendet werden.

So reagieren Pflanzen auf den Befall mit Schadorganismen, indem sie vergrämende Düfte aussenden. Insekten wiederum kommunizieren untereinander mit Infochemikalien, etwa um sich zu paaren und sie werden auch durch Duftsignale zu den Pflanzen gelockt. Es ist zudem nicht unüblich, dass eine Infektion mit Viren und Bakterien, die auf den Transport durch Insekten angewiesen sind, das Duftbouquet einer Pflanze ändert, um eben jene Insekten-Taxis anzulocken. Im BEET-Projekt soll nun aufgeklärt werden, welche Infochemikalien an dem Zusammenspiel zwischen Zuckerrübe, der Schilf-Glasflügelzikade und den Bakterien beteiligt sind.

Das vom Verband der deutschen Zuckerindustrie (VdZ) geförderte Forschungsprojekt zielt darauf ab, die chemische Kommunikation und das Saugverhalten der Zikade vertiefend zu untersuchen. „Wir verfolgen dabei einen mehrstufigen Ansatz, um sowohl die sehr mobilen paarungswilligen erwachsenen Insekten als auch junge Nymphen, die sich an den Wurzeln entwickeln, vom Saugen an der Pflanze abzuhalten“, erläutert Prof. Dr. Jürgen Gross, der am Julius Kühn-Institut in Dossenheim das Projekt koordiniert. Die Arbeiten in zwei Teilprojekten schaffen so die Grundlagen zur umweltverträglichen Regulation der Schilf-Glasflügelzikade und im weiteren Sinne für neue Bekämpfungsstrategien in der Zuckerrübenproduktion.

Lesen Sie auch

Molekularbiologen wollen Nutzpflanzen impfen | Pugnalom

Glyphosat: Kurze Geschichte eines Unkrautvernichters | Pugnalom


Entdecke mehr von Pugnalom

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Autoren-Avatar
LabNews Media LLC
LabNews: Biotech. Digital Health. Life Sciences. Pugnalom: Environmental News. Nature Conservation. Climate Change. augenauf.blog: Wir beobachten Missstände

Kommentar verfassen