Pinkeln für den guten Zweck: Aus Urin kann Dünger werden

Durch | Februar 6, 2025

Könnte menschlicher Urin bald ein nachhaltiger Dünger für unsere Gärten werden? Genau das untersucht das Citizen Science Projekt „U-Cycle“, bei dem HobbygärtnerInnen in ganz Deutschland eingeladen sind, diese innovative Idee auszuprobieren. Interessierte können sich ab sofort bis zum 31. März 2025 für das Projekt anmelden.

Credits: Magda Ehlers, pexels
Credits Magda Ehlers pexels

Noch stehen uns genügend Ressourcen zur Verfügung, um Pflanzennährstoffe unter hohem Energieaufwand und durch die Ausbeutung fossiler Lagerstätten zu gewinnen – was meist mit hohem Schaden für Natur und Umwelt verbunden ist und auf vielen intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen zur Überdüngung führt. Diese Nährstoffe gelangen als Düngemittel in den Boden, werden von Pflanzen aufgenommen und über unsere Nahrungskette konsumiert, nur um anschließend über unsere Ausscheidungen in der Kanalisation zu landen. Doch was wäre, wenn wir diese Nährstoffe aus unseren eigenen Ausscheidungen zurückgewinnen könnten?

Ein vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrtforschung (DLR) entwickeltes Verfahren namens Combined Regenerative Organic food Production – kurz: C.R.O.P.® – macht genau das möglich. Ursprünglich für AstronautInnen auf Raumstationen entwickelt, wandelt dieses Verfahren Urin in einen sicheren, schadstoff- und keimfreien Recyclingdünger um. Dabei verzichtet es vollständig auf chemische Zusätze und setzt stattdessen auf natürliche Stoffwechselprozesse. Jetzt wird dieses Konzept im Forschungsprojekt „U-Cycle“ auf die Erde gebracht.

Das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Forschungsprojekt wird gemeinsam vom Leibniz Institut für Gemüse- und Zierpflanzenforschung (IGZ) und dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) durchgeführt. Teilnehmende Klein-, Gemeinschafts-, Schul-, und HeimgärtnerInnen testen die Wirkung des C.R.O.P.-Düngers auf Pflanzenwachstum und den Boden. Aktuell ist echter Urin noch nicht als Ausgangsstoff für die Düngerherstellung zugelassen, daher wurde der Dünger aus synthetischem Urin hergestellt. Vor dem praktischen Einsatz erhalten die Teilnehmenden Schulungsmaterialien und haben Zugang zu Online-Sprechstunden. Ihre Beobachtungen diskutieren sie gemeinsam mit den Forschenden in Dialogrunden.

Zudem wird die Akzeptanz und das Marktpotential des Recyclingdüngers untersucht, um gesellschaftlich akzeptierte Wege für dessen Nutzung zu finden. In Workshops und Interviews mit Unternehmen aus der Recyclingbranche werden potenzielle Märkte und Hindernisse für diese nachhaltige Technologie identifiziert.

Die bisherigen Ergebnisse aus dem ersten Jahr des Projekts zeigen eine vielversprechende Düngewirkung. Daher können sich alle der bisher 55 Teilnehmenden können sich vorstellen, dass urinbasierter Dünger langfristig synthetische Alternativen ersetzen könnte. Obwohl vor Projektbeginn nur wenige bereits selbst mit Urin gedüngt haben, befürworten fast alle die Zulassung von menschlichem Urin zur Herstellung von Düngemitteln.

In der Gartensaison 2025 haben GärtnerInnen aus ganz Deutschland erneut die Gelegenheit, die Wirkung des nachhaltigen Düngers zu testen. Interessierte können sich bis zum 31. März 2025 unter http://www.u-cycle.de/ anmelden. Zudem werden Online-Informationsveranstaltungen angeboten:
19.02.25 von 12:00-13:30: https://igzev-de.zoom.us/j/89922972878
21.02.25 von 17:00-18:30: https://igzev-de.zoom.us/j/89922972878

Lesen Sie auch

Überdüngung dezimiert Vielfalt stickstoffbindender Pflanzen | Pugnalom

Kreislaufwirtschaft: Aus Stuhl und Harn kann Dünger werden | Pugnalom

Autoren-Avatar
LabNews Media LLC
LabNews: Biotech. Digital Health. Life Sciences. Pugnalom: Environmental News. Nature Conservation. Climate Change. augenauf.blog: Wir beobachten Missstände
Autor: LabNews Media LLC

LabNews: Biotech. Digital Health. Life Sciences. Pugnalom: Environmental News. Nature Conservation. Climate Change. augenauf.blog: Wir beobachten Missstände

Kommentar verfassen